Monday, November 26, 2012

Anfänge der deutschen Whippet-Zucht - frühe Importe

Nach dem vernichtenden Diktum führender deutscher Rassespezialisten setzte eine Importwelle aus dem Mutterland der Rasse ein. Natürlich hatte es auch in den Jahren zuvor ganz vereinzelt englische Whippets in Deutschland gegeben, die allerdings die Zucht wenig beeinflussen konnten. So z.B.

Ch. Handy Perfection (Manorley Madcap x High Jinks), ZB-Nr. 26,  gew. 03.01.1906


Erst um 1910 erfolgten dann, in erster Linie durch Johannes Rickmeyer, die Importe, die die Zukunft der deutschen Whippet - Zucht bestimmen sollten. Einige Namen seien hier genannt:

Mieris - Woronesh (Watford Rapid x Montana Maid), ZB-Nr. 59, gew. 03.06.1909 und
Montague-Bayardo (Student = Montague-Isinglass-Snap x Queen), ZB-Nr. 60, gew. 24.06.10

deren Pedigrees im Zuchtbuch Bd. I ausgewiesen sind:    


Es folgen dann

Montague-Bouncing-Betty (Goosebut Reliance x Watford Glory), ZB-Nr. 61, gew. 23.04.1909,
die - belegt von Manorley Minting - von Rickmeyer nach Deutschland gebracht worden war und
Montague-Isinglass-Snap,  (Manorley Merman x Ch. Watford Glory), ZB-Nr. 62, gew. 04.06.1909, gezüchtet von Captain W.H. Renwick, der zu einer Legende der englischen Whippet Welt wurde.  

Snap, der in Deutschland für Furore sorgte, wurde zu einem bedeutenden Vererber. Er markierte die erste Wende in der deutschen Whippet-Zucht.

 

Über ihn schreibt Rickmeyer im Zuchtbuch XIX (S. 117f.): "...Snap hat gehalten was er bei seinem ersten Auftreten versprochen hat. Sein Blut kreist in fast allen Stämmen unserer Whippets.. Er stammt aus den Watford Kennels des Captains Renwick, Llandaff. Snap wurde von ihm aus Ch. Watford Glory nach Manorley Merman gezüchtet. Er war ingezüchtet auf Ch. Manorley Maori ..Nach rechtem wäre sein Name eigentlich Watford Isinglass. Snap war sein Rufname. Der damalige Expor- teur hängte ihm den gemeinschaftlichen Zwingernamen Montague an, was seiner Zeit wenig beachtet wurde, heute unmöglich wäre. Als 8 Monate alter Jungrüde holte er sich auf der Cruft-Show 1910 in der Neulingsklasse den 3. Preis .... Auf der Spezialausstellung 1910 in Nürnberg erhielt er unter dem 3-Richterkollegium Klotz, von Otto und Dr. Wegener den Siegertitel 1910, während er sich in Wien 1911 das österreichische Chsmpionat erwarb. Er stand bis zum Kriegsbeginn 1914 auf allen Ausstellunen des V.d.W. mit an der Spitze und wurde wie so viele Hunde ein Opfer des 1. Welt- krieges. An seinem 7. Geburtstage wanderte er nach Norwegen aus. Er war der charaktervollste Hund, den ich je besessen, und noch heute geht in alten Kynologenkreisen die wundersame Mär von seinen Jagden und Abenteuern."

Weitere wichtige Vorkriegsimporte waren:
Ch. Fly-away Toe, ZB-Nr. 121 (Merrion X Carrington- unvollst. Ahnentafel), gew. 20.04.1911 und der von  Isken  importierte und Dr. Waizenegger (vom Einzelberg) erworbene
Ch. Glenkoe - Model , ZB-Nr. 123 (Manorley Maori X  Lady Graceful -unvollst. Ahnentafel), gew. 01.03.2011,
der -auch durch seine Kinder- großen züchterischen Einfluss hatte.


Literatur: Windhundzuchtbücher I, II, VII-VIII, XIX  

Monday, November 19, 2012

Anfänge der deutschen Whippet - Zucht

Im Jahr 1891 wurde die Rasse Whippet vom englischen Kennel-Club anerkannt und ein Rasse - Standard formuliert. Seitdem ist England das Patronatsland der Rasse und von daher federführend bei allen Standardfragen.
Am 24.4.1892 wurde mit dem "Barsoi-Club zu Berlin" (ab 1908 "Deutscher Barsoi-Club) der erste deutsche Rassehundeclub für Windhunde gegründet. Dieser Verein, betreute allerdings nur die Rasse Barsoi. Bereits 1903 war es zu einer Abspaltung durch die Gründung eines neuen Vereins "Verband der Barsoi - Liebhaber" gekommen, der dann auf seiner Generalversammlung im November 1909 die Umbenennung in den  "Verband der Windhund - Liebhaber"  beschloss, so dass nun auch die anderen Windhundrassen vertreten wurden.
Im Jahr 1910 erschien dann das erste gedruckte  "Deutsche Windhundzuchtbuch".   
Es enthält  Eintragungen von Barsois, Greyhounds, Whippets und Windspielen.

Natürlich hatte es bereits vorher Hunde, die unter dem Namen Whippet firmierten in Deutschland gegeben.  Sie hatten durchaus eine gewisse Popularität erreicht, wie das folgende Photo belegt, das den Sohn des deutschen Kaisers, seine königlich Hoheit Adalbert Prinz von Preußen mit zwei Whippets zeigt. (Quelle: DWZB Bd. I, Titelseite)


Diese Hunde waren bisher entweder (vereinzelt) in das bereits geführte DHSB (Deutsche Hunde Stammbuch) eingetragen worden oder gar nicht verzeichnet worden. Dies wurde nun nachgeholt. Das Zuchtbuch enthält zahlreiche Hunde, die schon einige Jahre alt waren. Der älteste ist:

Fidel II (Joli x Fidel I), ZB-Nr. 12, gew. 20.07. 1899

Das Zuchtbuch enthält wenige Whippet-Photos  (von nicht sehr guter Bildqualität), von denen einige zur Anschauung hier vorgestellt werden sollen:

Brandy (Marko x Kucki v. Hampton-Court), ZB-Nr. 5, gew. 10.11.1907; Z.: E.Neumann/Berlin

Dieser Whippet war ein Wurfbruder zu Jack  (ZB-Nr. 28), der im Besitz des Prinzen von Preußen (s.o.) war,  sowie zu Flip (ZB-Nr. 20), den  das folgende Photo zeigt.


Unter ZB-Nr 14 ist Fiffi vom Forsthof-Hallerhütte    (Lord von Wöhro x Toni vom Forsthof; gew. 31. 01.1904 - urspr. DHSB 1198K) eingetragen, die im Besitz von J. Rickmeyer war, der sich später als Züchter (von der Hallerhütte) und Zuchtbuchführer enorme Verdienste für den Verband erwarb.


Abschließend soll eine frühe Championesse vorgestellt werden:

Ch. Lady II v.d. Rabsburg  (Blitz von München x Lady I v.d. Rabsburg; gew. 24.10.1905; ZB-Nr. 36; Z.: O. Heinecke)



Immer stärker wuchs auch die Zahl der auf den deutschen Hundeausstellungen gezeigten Whippets. So fand z.B. am 17./18. April 1910 in Darmstadt die erste Spezialausstellung für alle Wind- hundrassen statt, die vom Verband der Windhund - Liebhaber organisiert worden war. 41 Barsois, 14 Whippets, 8 Greyhounds und 2 Windspiele wurden vorgestellt. Furore machte ein von J. Rickmeyer aus England importierter Rüde Montague Isinglass Snap, über den später noch zu berichten sein wird. Er spiegelte in unübersehbarer Weise die Defizite der meisten bisher in Deutschland gezüchteten Hunde, die als Whippets auftraten. 
Bereits im Windhundzuchtbuch Bd. I kritisierte E. von Otto: 
"Nach obiger Beschreibung und unseren Abbildungen wird es wohl den meisten klar sein, dass das, was bei uns in Deutschland als Whippet bezeichnet und prämiert wurde, auf den Namen keinen Anspruch hat. Es sind weder jene mastschweinartigen kleinen Greyhounds von 55cm Schulterhöhe Whippets, noch die feingliederigen, schlot- terigen, etwas größeren Windspiele, die durch die flachen Keulen und untergestellte Hinterhand Mitleid erregen." Auch renommierte Ausstellungsrichter  (von Otto,  Latz, Prof. Meyer u.a.) machten zunehmend gegen diese "Pseudo-Whippets" Front.

"Mehr Wind als Hund"  dieser immer wieder kolportierte Spruch eines Zuchtrichters beschrieb das Dilemma.  Laut rief man nach Importen aus dem Mutterland der Rasse.

Literatur:
DWZB Bd. I. (Hg, A.Wegener), München 1910
DWZB Bd. XIX (Hg. Th. Hammacher) 1960

Wednesday, November 14, 2012

(Ur)alte Windhund - Photographien

In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die moderne Photographie erfunden. Damit stand ein völlig neues Medium für Abbildungen zur Verfügung, das auch für die Erforschung der Geschichte der Rassehunde und damit auch unserer Windhunde von sehr großer Bedeutung ist. Auch wenn die bildenden Künstler, die in den vorherigen Artikeln vorgestellt wurden, vorgaben,   "nach der Natur zu zeichnen",   so ist doch anzunehmen, dass in ihre Werken ein gewisses Mass an künstlerischer Frei- heit eingeflossen ist. Von daher ist die frühe Photographie sehr viel näher an der realen Erscheinung der dargestellten Objekte. (Die Manipulationsmöglichkeiten für den Photographen waren doch sehr einge-schränkt - ganz anders als heute im Zeitalter der Bildbearbeitungsprogramme.)

Ab 1865 entwickelte sich zunehmend die sog. Studiophotographie und bald kam die carte de visite - eine Art bebilderte Visitenkarte - in adligen und großbürgerlichen Kreisen in Mode. Nicht selten waren auf ihnen auch Hunde abgebildet. Einige Beispiele sollen hier veröffentlicht werden:

1. Darstellung eines adligen Offiziers mit seinen Hunden u.a. Barsoi  (Königl. Sächsischer Hofphotograph Thiele - um 1890)







2. Scottish Deerhound:  Ch. Kelso (W.Clark, Birmingham um 1895)


3. Greyhounds
Besonders interessant ist die carte de visite mit dem Bild des Greyhounds Grey Honymoon, die im Fotostudio I. Magill, Belfast entstanden ist, da auf der Rückseite  u.a. die Abstammung  des Hundes vermerkt ist. ( Dieser Greyhound findet sich auch in der Datenbank greyhound-data.com.)

Text:
Honneymoon - Winner of Brownlow Cup 1874 , Waterloo Cup 1875 , by Bregardier and of Hebe, age 2 yrs.

Die zweite Karte ist etwas später entstanden (W.S. Downes, Sleaford, Lincolnshire)- ca. 1890






4. Whippet
Das Whippet-Foto stammt aus Deutschland (Fotostudio in Weimar) und ist zwischen 1880 und 1890 entstanden.

Alle wichtigen Informationen und die Bilddokumente verdanken wir Annette Lüning, Bochum.
Ganz herzlichen Dank!!!!



Saturday, November 10, 2012

Windhunde bei L. Beckmann

Im Jahre 1894 veröffentlichte L. Beckmann (Jagd-und Thiermaler in Düsseldorf) sein zweibändiges mit zahlreichen Holzstichen aus der Hand des Künstlers illustriertes Werk  

          Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes

Beckmann gilt zurecht als einer der größten deutschen Kynologen. Viel ausführlicher und grundsätz-licher als z.B. J. Bungartz befasst er sich mit zentralen Fragen der Haustierwerdung, der Geschichte und der Herausbildung der Hunderassen. Auch die einzelnen Beiträge zu den besprochenen Rasse-hunden sind deutlich substantieller und heute noch unbedingt lesenswert.
Da das Werk im Antiquariat nur zu sehr hohen Preisen erhältlich ist, hat er Kynos-Verlag 1984 dankenswerter Weise eine Reprint-Ausgabe herausgegeben, die mittlerweile ebenfalls leider nur noch antiquarisch (allerdings deutlich günstiger als das Original) zu erwerben ist.
Die Windhunde behandelt Beckmann im Kontext der Jagdhunde im ersten Band. Allerdings legt er Wert auf den entscheidenden Unterschied zwischen den  Jagdhunden und den hetzenden Sichtjägern. (s.S. 107)
Uns interessieren hier allerdings weniger die breiten Ausführungen, die den Wissensstand um die Wende zum 20. Jhdt. repräsentieren, sondern die Abbildungen aus Hand des Meisters.

Orientalische Windhunde:








Deerhound:


Russischer Windhund:









Greyhound:

Über CH. Memnon schreibt Beckmann (s.S. 354):
"Memnon war ein edel gebauter, großer,  weiß und schwarz gefleckter Hund, im Gewicht von   67 Pfd. (engl.)  vom Caliph aus Polly. (.... )Die Erfolge Champion Memnons sind: Waterloo Purse 1881, Sieger in den Lindsay Stakes, Ellesmore Stakes, Burton on Trent Stakes und Anglesea Cup.- Auf den Ausstellungen erhielt Memnon I. Preis zu Warwick, I. und Cup in Sheffield,  I. Aston Park, I. Greenock, I. Grat Harwood, I. Stockton on Tees, I. Caswarthon, I. Chesterfield, I. Pembroke, I. Stanley, I. (....) Champion und Cup Birmingham 1883 und Champion auf zehn englischen Ausstellungen in 1884, darunter Crystal Palace und Birmingham."  
Der Hund wurde 1888 in die USA verkauft und setzte dort seine sehr beachtliche Ausstellungs-karriere fort. (8 Ausstellungen - 8 Siege).

Leider gibt es auch bei Beckmann keine Abbildung über den Whippet - allerdings eine kurze An-
merkung (S. 357) :
 "Dieser Hund (...) steht etwa zwischen dem großen Windhund und dem Windspiel in der Mitte und wir namentlich im Norden Englands in großer Anzahl gezüchtet. Der Kennelclub hat diese Hunde 1892 anerkannt und auf einigen Ausstellungen wurden bereits besondere Whippet - Classen eingeführt, welche nach den Points der Windhunde gerichtet wurden. Ob diese Hunde eine  Zukunft haben werden, ist schwer zu sagen...."


 



Thursday, November 08, 2012

Windhunde um 1880 (Jean Bungartz)

150 Jahre nach dem Erscheinen der kunstvollen Kupferstichserien von J.E. Ridinger haben sich unsere Windhunde in ihrer phänotypischen Erscheinungsform deutlich verändert. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts begann man - zunächst vornehmlich in England - durch gezielte Zuchtwahl die unterschiedlichen Hunderassen herauszubilden. Rassereinheit -durch entsprechende Ahnentafeln dokumentiert- wurde zum zentralen Faktor in der neuen Welt der Rassehundezucht. Um die Jahrhundertmitte (1856) fand in England die erste moderne Hundeausstellung statt. Auch in Deutschland fand die Zucht von Rassehunden immer mehr Freunde.
Der  Präses des Hamburger Vereins zur Förderung reiner Hunde-Racen, der Thiermaler 

                                    Jean Bungartz,

veröffentlichte 1884 das Buch: KYNOS  - Handbuch zur Beurtheilung der Racen-Reinheit des Hundes. (Stuttgart 1884)






Sinn und Zweck der von ihm reich illustrierten Veröffentlichung war es nicht allein, die Rassekennzeichen aufzuführen, sondern "beim Wort die Racen im standartrichtigen Bild (vorzuführen), so dass es selbst dem Laien leicht sein wird, durch Vergleich des Bildes mit dem lebenden Thiere sich vor den leider zu verbreiteten, betrügerischen Manipulationen gewissenloser Händler zu schützen." (Vorwort) Wir können von daher von realistischen Abbildungen der Hunde ausgehen und erhalten so wichtige Hinweise auf den Phänotyp einiger Windhundrassen, die der Maler in Deutschland vorgefunden und z.T. selbst besessen hat.





Den Barsoi (Russischer Windhund) bezeichnet Bongartz, der selbst einen Rüden dieser Rasse besaß, als den imposantesten Vertreter der Windhundgruppe. Die Beliebtheit dieser sehr teuren Luxushunde erklärt der Verfasser mit ihrer imposanten Erscheinung und der Tatsache, dass man sie gut im Haus halten könne. (S. 110)



Zum schottischen Deerhound schreibt Bungartz: "Der jetzige schottische Hirschhund repräsentirt den alten irischen Wolfswindhund und unterscheidet sich von diesem nur durch geringere Größe und leichtere Bauart. Der Hirschund ... ist weit kräftiger wie der englische Windhund..." (S. 108)


Das Urteil über den englischen Greyhound fällt bei unserem Verfasser doch recht zwiespältig aus: " Als Luxushund ist er nicht sehr beliebt, da seine Intelligenz und Anhänglichkeit nicht allzu vorteilhaft für ihn ins Gewicht fällt. Zum Hatzen und Rennen ist er der geeignetste Hund, dessen Schnelligkeit ans Unglaubliche grenzt" (S.106)

Auch die Ausführungen zum Windspiel sind heute noch durchaus lesenswert. Bungartz bezeichnet es als eine Miniaturausgabe des großen englischen Windhundes und vermutet seine Herkunft in Süd- frankreich oder Italien. Ein Gewicht von 4 1/2 Kg ist seiner Meinung nach deutlich zu hoch. 
Weiter schreibt er:
"Eine besondere Verwendung findet das Windspiel nur als Damen- und Schoosshündchen (...) .Die überaus zarte Constitution des Windspiels nöthigt den Besitzer, dasselbe bei Ausgängen mit einer Decke , bzw. Schabracke zu versehen, denn die geringsten Witterungseinflüsse machen es nervös, und ein fortwährendes Frieren selbst bei milder Luft ist stets bemerkbar." (S. 67)


Leider gibt es in KYNOS keine Bemerkungen und Abbildungen über den Whippet. Offenbar war er in Deutschland in den 80er Jahren des 19. Jhdts.noch nicht bekannt, was auch nicht überraschen kann, wenn man bedenkt, dass der 1. Rassestandard für Whippets erst 1891 publiziert wurde.


Monday, November 05, 2012

Kann man einen Windhund pfänden????

Zu diesem Problem, das im August beim NWR Hamburg bittere Realität wurde (s. UW 10/2012, S.35) gibt es unter dem folgenden link eine rechtliche Würdigung mit Hinweisen für Hundehalter:

www.rechtsanwalt-heiermann.de

Thursday, November 01, 2012

Windhunde bei J.E. Ridinger

Wie schon im Artikel über die Herkunft des Whippets erwähnt, muss der an der Geschichte der unterschiedlichen Hunderassen und der Entwicklung der Windhunde interessierte Windhundfreund oft auf künstlerische Werke zurückgreifen, will er etwas über die Zeit vor der offiziellen Schaffung der modernen Rassen mit ihren ausformulierten Rassestandards erfahren. Für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts (Barock) drängt sich Johann Elias Ridinger   (1698-1767)  förmlich auf, gilt er doch als der bedeutendste Darsteller von Jagd- und Tierszenen der Barockzeit. Von ihm sind mehr als eintausend Kunstwerke bekannt. Eine seiner wichtigen Ausdrucksformen war der Kupferstich.


Das obige Bild ist als Chasseur aux levrieres bezeichnet (Thienemann 124) und gehört zum Tafel- werk "Jaeger und Falkoniers mit ihren Verrichtungen". Die große Beliebheit der Windhunde im Rahmen der Darstellung der fürstlichen Jagd ist allein daran zu erkennen, dass sie in vielen seiner Werke als Sujet dienen. Offenbar war die Nachfrage gut, denn Ridinger konnte es zu beträchlichem Wohlstand bringen.
Auch viele Einzel- und Gruppendarstellungen der unterschiedlichsten Hunde finden sich in seinem Werk. Besonders interessant ist z.b. das Werk "Entwurf einiger Thiere, Wie solche nach ihren unter-schiedlichen Arten, Actionen und Leidenschaften nach dem Leben gezeichnet...", bestehend aus 7 Teilen mit jeweils 18 Blättern.  Der erste Teil (1738) enthält nur Hundedarstellungen. Wenn auf 5 der 18 Tafeln Windhunde dargestellt werden, sagt das alles über deren Wertschätzung in Ridingers Zeit..

Das unter der Nr. 8 erschienene Gross Irlaendisch Windspiel gilt als früheste Darstellung des riesigen irischen Windhundes, den wir heute als Irish Wolfhound bezeichnen.


Der Leuchte Cours Hund  (13) zeigt einen großen glatthaarigen Windhund


und auf der Tafel 15 - bezeichnet als  Kleine Wind- Englische Hasen- und Stoeber Hunde - sehen wir nun auch die kleineren glatthaarigen Windhunde, die Vorfahren des modernen Whippets.

Weiterhin finden sich in der Serie ein Türckischer Wind oder par force Hund (9), der deutlich an einen Saluki erinnert , sowie  -unter der Nr. 7 - Glatte und zottichte gemeine Wind - Hunde - eine Koppel zweier großer Windhunde.  
Eine Auflistung und kurze Beschreibung aller Werke Ridingers findet sich bei:
G.A.W. Thienemann. Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger.... Leipzig 1856, Reprint Amsterdam 1979.