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Thursday, November 01, 2012

Windhunde bei J.E. Ridinger

Wie schon im Artikel über die Herkunft des Whippets erwähnt, muss der an der Geschichte der unterschiedlichen Hunderassen und der Entwicklung der Windhunde interessierte Windhundfreund oft auf künstlerische Werke zurückgreifen, will er etwas über die Zeit vor der offiziellen Schaffung der modernen Rassen mit ihren ausformulierten Rassestandards erfahren. Für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts (Barock) drängt sich Johann Elias Ridinger   (1698-1767)  förmlich auf, gilt er doch als der bedeutendste Darsteller von Jagd- und Tierszenen der Barockzeit. Von ihm sind mehr als eintausend Kunstwerke bekannt. Eine seiner wichtigen Ausdrucksformen war der Kupferstich.


Das obige Bild ist als Chasseur aux levrieres bezeichnet (Thienemann 124) und gehört zum Tafel- werk "Jaeger und Falkoniers mit ihren Verrichtungen". Die große Beliebheit der Windhunde im Rahmen der Darstellung der fürstlichen Jagd ist allein daran zu erkennen, dass sie in vielen seiner Werke als Sujet dienen. Offenbar war die Nachfrage gut, denn Ridinger konnte es zu beträchlichem Wohlstand bringen.
Auch viele Einzel- und Gruppendarstellungen der unterschiedlichsten Hunde finden sich in seinem Werk. Besonders interessant ist z.b. das Werk "Entwurf einiger Thiere, Wie solche nach ihren unter-schiedlichen Arten, Actionen und Leidenschaften nach dem Leben gezeichnet...", bestehend aus 7 Teilen mit jeweils 18 Blättern.  Der erste Teil (1738) enthält nur Hundedarstellungen. Wenn auf 5 der 18 Tafeln Windhunde dargestellt werden, sagt das alles über deren Wertschätzung in Ridingers Zeit..

Das unter der Nr. 8 erschienene Gross Irlaendisch Windspiel gilt als früheste Darstellung des riesigen irischen Windhundes, den wir heute als Irish Wolfhound bezeichnen.


Der Leuchte Cours Hund  (13) zeigt einen großen glatthaarigen Windhund


und auf der Tafel 15 - bezeichnet als  Kleine Wind- Englische Hasen- und Stoeber Hunde - sehen wir nun auch die kleineren glatthaarigen Windhunde, die Vorfahren des modernen Whippets.

Weiterhin finden sich in der Serie ein Türckischer Wind oder par force Hund (9), der deutlich an einen Saluki erinnert , sowie  -unter der Nr. 7 - Glatte und zottichte gemeine Wind - Hunde - eine Koppel zweier großer Windhunde.  
Eine Auflistung und kurze Beschreibung aller Werke Ridingers findet sich bei:
G.A.W. Thienemann. Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger.... Leipzig 1856, Reprint Amsterdam 1979.

Friday, October 12, 2012

Bücher über Whippets (2)

Wer sich speziell über die Entwicklung der Rasse Whippet in Deutschland informieren will, der muss einen Blick in die wichtigsten Zuchtbücher und einige Exemplare der Fachzeitschrift "Unsere Windhunde"(Organ des DWZRV) werfen. In zahlreichen Zuchtbüchern finden sich neben  den Wurf eintragungen, Informationen über erreichte Titel etc. auch wichtige Fachartikel. Zu allererst ist hier das berühmte "Jubiläumszuchtbuch" (Zuchtbuch Bd. VI) zum 40-jährigen Bestehen des Clubs der Windhundliebhaber von 1892 zu nennen. Herausgegeben wurde es von dem legendären Zuchtbuchführer des Allgemeinen Deutschen Windhundklubs Joh. Rickmeyer, der selbst ein sehr erfolgreicher Whippet-Züchter (von der Hallerhütte) war. 
Auf über 130 Seiten erfährt man sehr viel - auch durch die unzähligen s-w Fotos - über die Entwicklung der Rasse in der ersten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts, über die Erfolge aber auch über die Irrwege,  die zwischenzeitlich eingeschlagen wurden.


Leider ist das Buch im Antiquariat kaum noch zu erwerben. Wird es doch einmal angeboten, werden ziemlich hohe  Preise verlangt (ca. 150,00 Euro). Da dieses Buch für alle Wndhundliebhaber eine wahre Schatztruhe ist, hat der Kynos-Verlag unter dem Titel "Das große Windhunderbe"im Jahre 1981 - mit Unterstützung des DWZR- eine Reprintausgabe herausgebracht, die leider keine Zuchtbucheintragungen enthält. Exemplare dieser Ausgabe werden relativ häufig angeboten.
Auch der folgende - ebenfalls von Johann Rickmeyer herausgebene Band - das Zuchtbuch VII/VIII - enthält zahlreiche interessante Abhandlungen über unsere Rasse, die ebenfalls reich bebildert sind.


Viel jüngeren Datums ist eine Publikation des DWZRV. Im Jahr 2003 erschien im Rahmen der Verbandszeitschrift "Unsere Windhunde" ein Sonderheft zur Rasse Whippet.  Ebenfalls eine durchaus lohnenswerte Lektüre. Möglicherweise können noch Exemplare dieser Ausgabe beim Verband bezogen werden.


Monday, October 01, 2012

Bücher über Whippets

Der Artikel über die Herkunft des Whippet soll hier durch eine Literaturliste ergänzt werden. Diese enthält nicht nur die dort genannten Publikationen. Einige der Bücher sind nur noch im Antiquariat
erhältlich.

1. Bücher über Windhunde:  

  • W. Opitz. Windhunde. Stuttgart 1979 

  • F.r. Zwahlen/W. Maerki. Windhunde. Rassen-Haltung-Sport. Zürich 1978

    
  • N. Haidle. Windhunde. Stuttgart 2002 
  •  
  • I.+E. Schritt. Windhunde. Stuttgart 1991

  • I. Schultze. Greyhound und andere Windhundrassen. Köln 1984 


2. Bücher über Whippets:

W. Lewis Renwick. The Whippet Handbook . Redhill 1957. Reprint. 1964




C.H. Douglas-Todd. The Whippet. London 1961, rev. 1973


Sh. Rawlings. The Whippet. Ramsbury 1991, Nachdruck 1997



E.G.Walsh/M. Lowe. The English Whippet. Woodbridge 1984. Neuauflage 2004



P. Gilmour. Whippets Today. New York 1994.

J.P. Moran-Healy. The Whippet. Havant 2000





M. Bunyan. Whippet. Brunsbek 2011

B. Bengtson. The Whippet (Kennel Club Classics). Freehold 2010.





Friday, September 28, 2012

Geschichte der Rasse (Teil 3)



3. Der Whippet – ein uralter Hundetyp?






Es kann von daher nicht überraschen, dass schon seit der Publikation von Renwick die Theorie vom Whippet als moderner Mischrasse von renommierten englischen Züchtern und Experten vehement als schwaches Konstrukt zurückgewiesen wurde. Sie formulieren eine ganz andere These, die - bei einigen Abweichungen im Detail - behauptet, dass der moderne Whippet im wesentlichen reines Greyhoundblut in sich führe. Einige exemplarische Positionen seien hier zitiert:

Der große alte Mann der englischen Whippet-Szene des frühen 20. Jahrhunderts  der Züchter und  Richter W.L. Renwick schreibt: "Thus I am forced to the conclusion that (...) the Whippet, in my opinion, is a `bantamized' Greyhound or a Greyhound bred down in size.


Bei C.H. Douglas-Todd, einem weltweit  anerkannten Züchter und Richter aus den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts lesen wir: "To sum up this very interesting subject, which I am certain can be one of surmise only, it seems that a Whippet is a small dog of Greyhound type of great antiquity."

Am besten wird diese Sichtweise unseres Erachtens von Mary Lowe zusammengefasst: "So, in the evolution of the whippet, we have the little` running dog' whose existence is proved by writers, painters and sculptors. His type carries on like a river into which flow side streams from English greyhound, Italian Greyhound and terriers of various sorts. But one is forced to the conclusion that whippets share the dominant genetic purity of greyhounds.(...) We believe that with selective breeding from the same genetic pool one could, in a few generations, produce an Italian greyhound and a greyhound from original whippet stock."



Welche Position ist nun die richtige? Da wir (noch) keine "genetische Archäologie" betreiben kön- nen, sind wir auf vereinzelte archäologische Befunde, wenige Schriftquellen und zahlreiche Bild- zeugnisse und deren Auswertung und sinnfällige Verknüpfung angewiesen. Hinzu kommen die Er- fahrungen der Experten, die die Rasse in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts genau beobachtet haben, auf die wir zuerst eingehen möchten.

Renwick und Douglas-Todd lehnen die Kreuzungstheorie u.a. deshalb ab, weil eine massive Zu- führung von Terrier-Blut unweigerlich seinen Niederschlag in der Zucht gehabt hätte und immer wieder -vor allem in den ersten Jahrzehnten- zu sogenannten throw-backs, d.h. zu Welpen mit ein- deutigem Terrier-Exterrieur hätte führen müssen. Beide ausgewiesene, Fachleute, bestätigen, dass sie unter den vielen Hunderten von Whippetwelpen, die sie selbst gezüchtet oder gesehen haben, nie solche Exemplare entdecken konnten. Dabei leugnen sie keinesfalls, dass es auch Einkreuzungen gegeben habe, würden aber die Resultate dieser Zucht mit M. Lowe eher als Lurcher (Mischlinge) denn als Whippets bezeichnen. Douglas-Todd untermauert seine Position auch mit dem Hinweis auf das älteste je in England gefundene Hundeskelett, das unter der Bezeichnung ‚Windmill Hill Dog' im Salisbury Museum ausgestellt ist und erhebliche Affinitäten zum Knochenbau des modernen Whippet aufweist.

Nun ein kurzer Blick in die wenigen schriftlichen Zeugnisse. Tatsache ist, dass das Wort Whippet zum ersten Mal bereits im Jahre 1610 in der englischen Sprache nachzuweisen ist., wobei der Be- deutungsgehalt allerdings unklar bleibt.
Nur wenig später finden wir allerdings eine literarische Quelle, aus der deutlich wird, dass es sich um einen kleinen Hund handelt:
In shapes and forms of dogges; of which there
are but two sorts that are usefull for man's
profit, which two are the mastiffe and the little
whippet, or house dogge; all the rest are for
pleasure and recreation

(JohnTaylor, the Water Poet,1630)

Sehr interessant ist auch ein Blick in das erste englischsprachige Buch über die Jagd "The Master of the Games", welches im Jahre 1413 von Edward, Duke of York, geschrieben wurde. Hier lesen wir:

"The good greyhound should be of middle size, neither too big nor too little, andthen he is good for all beasts. If he were too big he is nought for small beasts, and if he weretoo little he were nought for the great beasts. Nevertheless whoso can maintain both, it is good that he hath both of the great and of the small, and of the middle size"


Kann man eigentlich klarer ausdrücken, dass es bereits im Mittelalter einen jagdlichen Bedarf nach mittelgroßen Hetzhunden gab. Wie könnte ein mittelgroßer Greyhound ausgesehen haben?
Der große Meister Albrecht Dürer gibt uns die Antwort.



Auch wenn sein „Whippet“ nicht unbedingt dem modernen Schönheitsideal entspricht, so wird man ihn als `Vertreter seiner Rasse` anerkennen müssen.

Diese Darstellung bringt uns zu den bildlichen Darstellungen, die die wichtigsten Quellen für die Be- antwortung der Frage nach der Herkunft des Whippet sind. Ihre Zahl ist so groß, dass in diesem Ar- tikel nur ganz wenige Beispiele vorgestellt werden können. Wie bereits erwähnt, tauchen in der alt- ägyptischen Kunst immer wieder Darstellungen von Hunden auf, die eindeutig als Windhunde zu typisieren sind. Vereinzelt findet man, z.B. auf Vasenbildern auch Zeichnungen, die von Größe und Gestalt einen whippet-ähnlichen Caniden erkennen lassen. Auch von den Kelten wissen wir, dass sie mit dem Vertragus (Veltragus) bereits über einen windhund-artigen Begleiter verfügten, "der sich in der Erscheinungsform vom Whippet praktisch nicht unterschied." P.Gilmour, ebenfalls eine Gegnerin der der "Kreuzungstheorie", vertritt die Auffassung, dass in diesem keltischen Windhund die Vor- fahren des heutigen Whippets zu finden sind.

Aus der römischen Periode sind zahlreiche plastische Darstellungen von Windhunden, oft in  Be- gleitung der Jagdgöttin Diana, überliefert.



Die hier vorgestellte Skulptur, die in Pompeji gefunden wurde, haben wir ausgewählt, weil sie die These von der sehr rühen Existenz der Whippets besonders eindrucksvoll stützt. Die Hunde, die hier das Wildschwein angreifen, gehören eindeutig zum Typus der kurzhaarigen Windhunde; das weisen Anatomie, Kopf , Ohren und Rute aus. Vergleicht man die Größe von Jagdobjekt und Jägern, dann wird klar, dass es sich nicht um Greyhounds handelt, sondern um Hunde mit einer Schulterhöhe von etwa 45-50 cm. Hand aufs Herz: Könnte man diese Hunde nicht auch heute auf einer Whippet-Show zeigen, ohne sich zu blamieren? Ein weiteres macht diese Plastik deutlich: Es bedurfte keineswegs der Einkreuzung von Terriern, um diese mittelgroßen Windhunde mit den Schneid und dem Kämpfer- herzen auszustatten, der heute noch unseren Whippet auszeichnet.

Das nächste Bild, das das Grabmal der Marguerite de Bourbon zeigt, stammt aus der Kirche von Brou. in Frankreich.



Am Fuße der Verstorbenen ruht ein mittelgroßer, kurzhaariger Windhund, der offenbar den ewigen Schlaf seiner Herrin bewacht. Diese Darstellung, die dem Anfang des 16. Jahrhunderts zuzuordnen ist, belegt nicht nur - wie die Abbildung Dürers - das Vorhandensein dieses Windhundtyps in der Zeit des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit, sondern zeigt auch die hohe Wertschätzung, die diese Hunde auch bei den gesellschaftlichen Eliten besaßen.

Von der Hand des englischen Bildhauers Richard J. Wyatt (1795-1850) stammt das Werk, mit dem wir unseren kunsthistorischen Streifzug beenden wollen.



Es trägt den Titel "A Nymph taking a thorn out of a Greyhound Foot" und ist den City of Leeds Art Galleries zu bewundern. Wie Walsh und Lowe, die diese Plastik abbilden und kommentieren, richtig bemerken, würde kein Kenner den abgebildeten Hund als Greyhound oder Italienisches Windspiel identifizieren. Wenn auch der Künstler in seiner Darstellung deutlich erkennbar antiken Traditionen verpflichtet ist und auf Vorbilder aus der römischen Epoche zurückgreifen kann und damit kein zeitgenössisches Motiv abbildet, so bleibt doch die von ihm gewählte Bezeichnung seiner Skulptur für unsere Frage interessant. Wenn er nämlich den dargestellten Hund als Greyhound bezeichnen konnte, ohne bei seinen Zeitgenossen auf Widerspruch zu stoßen, dann belegt dies doch eindeutig, dass es mehr als 50 Jahre vor der Anerkennung des Whippet als Rasse auf der Insel Hunde gab, die einen mittelgroßen Greyhoundtyp verkörperten, der dem modernen Whippet ausgesprochen ähnlich ist.


4. Fazit

Welches Fazit ist nun zu ziehen? Wir möchten das dem geneigten Leser überlassen. Es ist nicht zu bestreiten, dass keine der hier vorgestellten Theorien zur Herkunft der  Rasse  Whippet wirklich - im Sinne naturwissenschaftlicher Vorgaben - bewiesen werden kann. Nach unserer Auffassung ist die These vom Whippet als Zweckschöpfung aus jüngerer Zeit allerdings zumindest ernsthaft in Zweifel zu ziehen. Zu breit ist die Spur, die diese mittelgroße, kurzhaarige Windhundrasse in der Geschichte hinterlassen hat.

Wer sich heute mit der Geschichte unserer Windhundrassen beschäftigt, der leistet vielleicht keinen wesentlichen Beitrag zu den Problemen, die -wie die Fragen nach der Schulterhöhe, zur Auseinander-entwicklung von Show- und Rennwhippets, zum angeblichen Typverlust - im Moment in der mehr oder weniger kundigen Öffentlichkeit diskutiert werden. Er bereitet sich allerdings das Vergnügen, sich mit kulturellen Schätzen zu befassen, die die unendliche Geschichte der Beziehung zwischen den Menschen und seinen offenbar immer hochgeschätzten Windhunden dokumentieren.

Neue Untersuchungen am Genom verschiedener Hunderassen, die vor wenigen Jahren in den USA erfolgten,  scheinen nun den Kritikern der Theorie von den Whippets als einer „modernen“ Misch-lingsrasse recht zu geben. Die Forscher haben nämlich festgestellt, dass es eine sehr große genetische Nähe zwischen unserem  mo- dernen Whippet und dem Greyhound gibt. Bei massiver Terrier - Ein kreuzung zwecks Herauszüchtung des Whippet müsste es deutlichere Unterschiede zwischen dem Genom dieser beiden Windhundrassen geben.

Wednesday, September 26, 2012

Geschichte der Rasse (Teil 2)

2. Der Whippet – eine junge Mischrasse?


Nur bei unserem geliebten Whippet soll alles, glaubt man der Auffassung vieler Experten, ganz anders sein! ? !






Whippet um 1900



Moderner Whippet

Wir zitieren aus der 2003 im Internet vom DWZRV veröffentlichen Information über denWhippet:

"Anders als alle anderen Windhundrassen (mit Ausnahme des Windspiels), die ihre Variationen über -wiegend dem Einfluss der Lebens- und Umweltbedingungen verdanken, stellt der Whippet eine Zweckschöpfung jüngeren Datums (Hervorhebung der Verf.) dar. Der Whippet entstand als eng- lische Züchtung des 19. Jahrhunderts und ging aus der Kreuzung vorhandener kleiner Greyhound-formen mit verschiedenen hochläufigen Terrierrassen und nicht zuletzt dem Windspiel hervor. Anfangs gezüchtet für die Jagd auf Kaninchen, später für sportliche Zwecke.
Der Whippet ist mit seiner mittleren Größe (...) nicht einfach eine verkleinerte Greyhound- oder ver- größerte Windspielausgabe. In Bezug auf sein Wesen und seine Verhaltensweise gab ihm der
Terriereinschlag den frischen Mut, den Schneid und das Temperament."

Heute (2012) ist die Formulierung etwas vorsichtiger! In der Broschüre des DWZRV lesen wir:

„Danach hat sich die heutige Rasse aus einer vielgestaltigen Gebrauchshundgruppe entwickelt, die besonders im Norden Englands unter dem Namen Snap Dog und Rag Hound von einfachen Leuten (….) gehalten wurden.“

Diese Ansicht findet man in vielen Windhundbüchern - auch aus der Feder von Whippetspezialisten - in unterschiedlichen Variationen vertreten. Die Meinungen gehen bei diesen Autoren eigentlich nur hinsichtlich der verwendeten Terrierschläge, seien es nun Manchester-Terrier, Bedlington -Terrier oder andere Varietäten - auseinander. Als Begründer dieser "Mischlingsrasse" gelten nordenglische und walisische Bergleute, die diese jagdeifrigen Hunde zunächst als Helferbei der Wilderei - ein Fleischgericht war in jenen Tagen absoluter Luxus für die Menschen derunteren sozialen Schichten - dann als "sporting-dogs" beim immer populärer werdenden "rag-racing" verwandten.





Eine interessante Variante dieser Auffassung vertritt I. Schultze in ihrem Buch über den Greyhound und andere Windhundrassen.. Danach wurde die neue Mischrasse Whippet zum ersten mal im 17. Jahrhundert gezüchtet, und zwar von keinem geringeren als dem englischen König Karl I., der seine aus Frankreich importierten Windspiele mit heute nicht mehr bekannten Terrierrassen gekreuzt haben soll, um einem mittelgroßen, eleganten Hetzhund mit sub- stanzvoller Erscheinung zu erhalten. In Folge der 1648 ausbrechenden Revolution sei dann dieser Zuchtversuch zu einem baldigen Ende gekommen. Gleichsam mit ihrem Schöpfer, der durch den Henker vom Leben zum Tode befördert wurde, sei auch die neue Rasse untergegangen, bis sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Norden Englands ihre Wiederauferstehung feiern konnte.





Im folgenden soll nun untersucht werden, ob diese Vorstellungen wirklich die Entstehung  unserer Rasse überzeugend erklären kann.
Zuerst zu den unabweislichen Fakten: Der "Whippet" wurde im Jahre1890 vom Kennel-Club als eigenständige Rasse anerkannt, sechs Jahre später wurden in England zum ersten Mal Anwart-schaften für das Championat vergeben. Die Gründung des ersten Whippet-Clubs erfolgte dann im Jahre 1899.

Nun soll der Frage nachgegangen werden, woher die Theorie zur Entstehung des Whippet als  recht junger Kreuzungsrasse eigentlich stammt. W.L. Renwick nennt die frühen Quellen: F. Freeman Lloyd, der angeblich schon als Whippet bezeichnete Hunde aus den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts kannte, hat diese Theorie in seinem Buch "The Whippet and Race Dog" (1894) als erster vertreten. Sie ist dann, gleichsam als eine Art Dogma, von vielen Autoren übernommen (z.B. von B.S. Fitter. The Show Whippet. 1937) und immer weiter verbreitet worden.

Gerade in Deutschland ist diese Auffassung lange auf besonders offene Ohren gestoßen, u.a. wohl auch, weil in den Jahren zwischen den Weltkriegen in unserem Land auch rauhaarige Whippets an- erkannt und in das Windhundzuchtbuch eingetragen wurden, was durchaus was den Rückschluss er- laubte, dass das genetische  Potential  für Lang- und Rauhaar in der Rasse vorhanden sei. Nach wenig ergiebigen Versuchen mit der Einkreuzung von Schnautzern, hatten einige deutsche Züchter dann wohl gezielt entsprechende Hunde aus England importiert, die unter dem Namen Whippet gehandelt wurden, aber mit Sicherheit keine anerkannten Ahnentafeln besaßen. Ein Blick auf die Nachzuchten dieser sog. Whippets (s. folgende Fotos) verrät auch dem Laien, dass es sich ohene jeden Zweifel um Mischlinge handelt. Zu Recht hat Großbritannien als standardgebendes Land die rauhaarigen Varietäten nie anerkannt.



Diese beiden Fotos stammen aus dem berühmten Zuchtbuch Bd. 6 (DerNachdruck erschien unter dem Titel  "Das große Windhunderbe".  Es ist durchaus bemerkenswert, dass Roderich vom Sachsenwald den Champion-Titel erreichen konnte, in einer Zeit, in der es in Deutschland schon eine
gefestigte Hochzucht gab.

Gleiches gilt für die im Moment wieder zunehmend als reinrassige Whippetschläge propagierten Langhaar - Whippets („longhaired whippets“).Wie  B. Bengtson in einem Statement auf dem 5. Internationalen Whippet-Kongress (2008) in Schweden mitteilte, konnte nachgewiesen werden, dass es sich bei den angeblich rassereinen Longhaired Whippets, die Walter Wheeler aus englischen Importen gezüchtet haben will-“...W. Wheeler ...claimed to have discovered the `lost long-hair genes`in whippets."  um Mischlinge u.a. aus Shetland Sheepdog, Barsois und Whippets handelt.

(Forts. folgt)









Tuesday, September 25, 2012

Geschichte der Rasse (Teil 1)

Die Herkunft des Whippets
(zuerst erschienen in: Unsere Windhunde Heft 8 2003; hier überarbeitet)

Von Ingrid Krah-Heiermann und Wilhelm Heiermann

1: Wie alt ist die Rasse Whippet?

"10 000 und 75 Jahre Hetzhunde/Windhunde" , so nannte der DWZRV das zum 75-jährigen Jubi- läum herausgegebene Zuchtbuch. Dieser Titel sollte natürlich nicht nur auf das Alter des Verbandes hinweisen, sondern Beleg sein für die lange Geschichte der windhundartigen Caniden. Unstrittig gehört der Windhund zu den ältesten Erscheinungsformen des Hundegeschlechts und er ist eng mit der Kulturgeschichte des Menschen verbunden. Schon auf jungsteinzeitlichen Felsmalereien lassen sich den Jäger begleitende Hunde erkennen, die im Phänotyp deutlich an moderne Windhunde er- innern. Aus dem 15. Jhdt. v.Chr. stammt Abbildung 1, die inder Grabstätte des Wesirs Rechme-Re im alten Ägypten gefunden wurde.



In dem Hund, den wir auf dem Bild sehen, begegnet uns doch unzweifelhaft ein Vorfahr des heuti- gen Sloughi aus dem Norden Afrikas. Nahezu allen Windhund-Rassen wird eine so weit zurück reichende Geschichte zugesprochen, obwohl natürlich klar sein muss, dass unsere modernen Rasse- hunde vornehmlich ein Produkt des 19. Jahrhunderts sind, in dem man in England und auf dem Kon- tinent begann, reinrassige Hunde (sogenannte pedigree-dogs )zu züchten, um neue Rassen zu schaf- fen bzw. bekannte Arten wieder zu beleben (z.B. Irish Wolfhound) oder zu verfeinern.

Ein kurzer Blick in die vielfältige Literatur belegt, dass Windhundfachleute lange Traditionslinien sehen. So wird nicht selten die ägyptische Pharaonin Kleopatra als eine der ersten Windspiel-Züchterinnen bezeichnet, die angeblich einige ihrer Hunde dem Imperator Julius Caesar zum Ge- schenk machte, der diese dann mit nach Italien nahm. Die Existenz kleiner kurzhaariger Windhunde im alten Ägypten scheint jedenfalls ziemlich gesichert zu sein. Aus römischen Quellen wissen wir, dass mächtige (Wind)hunde aus Irland bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. in Rom für Furore sorgten. Auf die Insel kamen sie vermutlich in Folge der keltischen Landnahme um 2000 v. Chr. Der Grey- hound, diese für die kurzhaarigen Windhunde eindeutig typbildende Spezies, wird ebenfalls als Nachkomme des keltischen Windhundes betrachtet. Schritt erwähnt ein Vasenbild, auf dem ein Hund abgebildet ist, der den modernen Greyhounds absolut ähnlich ist.. Hinsichtlich der Geschichte des Barsoi verweisen die rassegeschichtlich gut informierten Autoren auf die Fresken der Sophien-Kathedrale in Kiew, in denen Jagdszenen mit Windhunden dargestellt werden. Auch die Afgha-nischen Windhunde, deren systematische Zucht in Europa erst um 1925 begann, sollen von Hunden abstammen, die bereits auf ca .4000 Jahre alten Felszeichnungen, die im Nordwesten Afghanistans gefunden wurden, abgebildet sind. Als noch älter gelten die Salukis, deren Darstellung man auf den ältesten Zeugnissen der menschlichen Kultur findet, und die - im wesentlichen unver-ändert im Typ- "seit undenklichen Zeiten...für den Orientalen bei der Jagd unersetzlich" sind.
Und wie sieht die Geschichte des Whippet aus?